Jessie & Bailey
Cordula Trompeter mit ihren zwei Wasserhunden Jessie (13 Jahre) und Bailey (4 Jahre) -AGILITY-
„Ich will einen Hund!“ Der entsetzte Blick meines Mannes sprach Bände…
„Aber wir haben doch schon 2 Kinder! Außerdem haaren, sabbern und bellen Hunde!“ so seine einhellige Meinung.
Da lag ein Stück Übezeugungsarbeit vor mir!
Ich setzte mich an den PC und recherchierte ausgiebig. Ein familientauglicher, nicht haarender, mittelgroßer Hund, das kann doch nicht so schwer sein… dachte ich! Es war schwer! Aber letztendlich fand ich meine perfekte Rasse in der Rassehundbeschreibung des VDH. Den portugiesischen Wasserhund.
Jetzt galt es nur noch meinen Mann davon zu überzeugen. Daher vereinbarte ich bei einer Züchterin einen Termin, um uns die Hunde mal in natura anzuschauen.
Mit meiner Schwester als Verstärkung und den Kindern im Gepäck, fuhren wir los. Kurz gefasst, wir kamen nach einem turbulenten Nachmittag mit Jessie nach Hause. Einer 1,5 jährigen PWD-Dame. Oh mein Gott, wir haben einen Hund! Jippieeeeee!!
Das ist jetzt 11,5 Jahre her und wir haben keinen Tag bereut.
Jessie hat ein sehr ruhiges Wesen, eher PWD-untypisch, was für uns mit 2 kleinen Kindern aber perfekt war. Natürlich bin ich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase mit ihr zur hiesigen Hundeschule gegangen. Wir haben dort die Begleithundeprüfung mit Bravour abgelegt und sind dann über unseren Trainer zum Agility gekommen.
Was ist Agility?
Agility ist ein Hindernisparcours, den der Hund nur durch die Stimme und Gestik seines Herrchens oder Frauchens ohne Fehler durchlaufen soll.
Ein Parcours besteht normalerweise aus ca. 20 Hindernissen, wie z.B. Hürden, A-Wand, Wippe, verschieden lange Tunnel, Steg und noch ein paar weiteren Geräten.
Fällt eine Stange oder wird ein Gerät nicht korrekt abgearbeitet, ist das ein Fehler. Wird z.B. eine Hürde nicht beim ersten Versuch korrekt genommen, das heißt, der Hund läuft dran vorbei, oder bleibt davor stehen, ist das eine Verweigerung. Und wenn der Hund ein falsches Gerät nimmt, oder z.B. in das falsche Tunnelloch läuft, wird der Lauf disqualifiziert. Laufen 2 Hunde fehlerfrei, oder mit der gleichen Anzahl an Fehlern, entscheidet die Zeit, wer gewinnt.
Das wäre mal so die Kurzfassung der Regeln.
Die Hunde werden in 3 Größen eingeteilt:
S (Small) = kleiner als 35 cm Widerristhöhe
M (Medium) = ab 35 cm und kleiner als 43 cm Widerristhöhe
L (Large) = ab 43 cm Widerristhöhe
Es gibt außerdem 4 Leistungsklassen:
A 0 – Startberechtigt ab 18 Monaten und mit bestandener Begleithundeprüfung
A 1 – wenn in der A 0 mindestens ein „Vorzüglich“ erreicht wurde.
A 2 – wenn in der A 1 mindestens dreimal eine fehlerfreie Platzierung 1-3 erreicht wurde.
A 3 – wenn in der A 2 mindestens fünfmal eine fehlerfreie Platzierung 1-3 erreicht wurde.
Außerdem gibt es noch die Senioren-Klasse, der Hund muss mindestens 6 Jahre alt sein und kann nicht wieder zurück in eine der anderen Klassen.
Bei einem Turnier startet der Hund immer 2 mal. Einmal im sogenannten A-Lauf und einmal im Jumping (ohne Kontaktzonengeräte)
Auf Geheiß meine Trainers habe ich Jessie vor dem ersten Agility-Training bei einem Tierarzt durchchecken lassen, ob ihre Gelenke gesund sind, damit keine Spätschäden durch das Training entstehen.
Dann ging es los!
Voller Vorfreude ging ich zum „Anfänger“-Training. Aber bevor es losgehen kann, muss so ein Parcours erstmal aufgebaut werden. Was am Anfang in nur 5 Minuten erledigt war, weil wir nur 2-3 Geräte aufgebaut haben, dauert jetzt schon mal gut und gerne 30 Minuten, bis alles an seinem Platz steht. Dabei muss auf Vieles geachtet werden, wie z.B. dass die Abstände von Hindernis zu Hindernis mindestens 5 m betragen und der Parcours “rund“ zu laufen ist, d.h. keine 180 Grad-Wendungen gelaufen werden müssen.
Dann müssen sich Mensch und Hund aufwärmen, ja, auch der Hund, und ja, auch wenn es 25 Grad warm ist, denn so vermeidet man Muskel- und Sehnenzerrungen. In ganz kleinen Schritten wird dem Hund jedes Gerät gezeigt und beigebracht, wie er es abarbeiten muss. So muss er z.B. lernen, bei Kontaktzonengeräten, wie der A-Wand oder dem Steg, immer mit mindestens einer Pfote die Kontaktzone (90 cm lang) beim herauf- und herunterlaufen zu berühren. Das hört sich erstmal sehr einfach an, aber große Hunde überspringen mit Leichtigkeit diese Zone.
Jessie hat sich am Anfang besonders ängstlich angestellt. So wackelte die blöde Wippe, der Steg war ihr zu hoch und schmal und der Reifen? Daneben herzuspringen ist doch viel einfacher, Frauchen! Aber mit viel Geduld und Leckerchen (bei vielen anderen funktioniert auch ein Spielzeug bestens) wurde Jessie richtig gut!
Leider gehört sie, wie schon oben erwähnt, zu den ruhigeren Vertretern ihrer Rasse, so dass wir gegen die sehr schnellen und wendigen Rassen, wie z.B. den Border oder Australian Sheperd, im Turnier keine Chance hatten. Aber das ist mir egal, Agility macht einfach für Mensch und Hund Mega viel Spass!!!
Als Jessie dann „in die Jahre“ kam und ich ihren Gelenken kein Training mehr zumuten wollte, entschied ich mich für einen 2. PWD. Und nein, dieses Mal musste ich meinen Mann noch nicht einmal überreden. Er liebt Jessie und diese Rasse!
Bailey ist ein richtiger Wirbelwind und hatte von Anfang an vor nix Angst. Wenn ich mit ihr zum Welpentraining ging und „nebenan“ Agility trainiert wurde, musste ich aufpassen, dass sie mir nicht ausbüxte, um schon mal durch den Tunnel zu rennen oder über die Wippe zu laufen.
Mittlerweile ist es eine wahre Freude mit Bailey (4 Jahre) Agility zu trainieren, während Jessie (13 Jahre), völlig entspannt auf ihrem Platz in der Sonne liegt und ihr dabei zuschaut.